Messbox - Dynamiches Kompressionsverhältnis
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Während beim statischen Kompressionsverhältnis (=CV) der Eingangschallpegel während des Messvorgangs unverändert bleibt, wird beim dynamischen CV das Eingangssignal Amplitudenmoduliert (siehe auch LE-LA Messungen). Im Unterschied zur statischen Messung geht bei der dynamischen die Regelzeit mit in das Ergebnis ein.

Abb.: LE-LA Kennlinie

Die Ermittlung einer LE-LA Kennlinie erfolgt, indem ein definierter Eingangspegel auf das Hörgerät gegeben wird. Nachdem das Regelsystem voll eingeschwungen ist, wird der Pegel am Ausgang gemessen. Das Messgerät wartet also solange, bis sich der Pegel am Ausgang nicht mehr verändert. Egal wie die Regelzeiten des Hörgerätes beschaffen sind, das Ergebnis am Ausgang wird dadurch nicht beeinflusst.

Dies entspricht aber nicht der Situation im täglichen Gebrauch des Hörgerätes. Dort wird das Gerät mit dynamischen sich ständig ändernden Eingangspegeln konfrontiert. Wie die Kompression auf diese dynamischen Parameter reagiert, hängt von der Lautstärke (=LE), dem Kompressionsverhältnis (=CV) aber auch und ganz wesentlich den Regelzeiten (=Ein- und Ausschwingzeiten) ab. Regelt das Gerät schnell (=Silbenkompression) wird sich bei Sprache die AGC stärker einschalten. Regelt das Gerät langsam, wird sich die AGC bei Sprache weniger stark einregeln. Niemals wird das Gerät aber bis auf den statischen Wert einregeln.


Das bedeutet:
Das dynamische CV wird immer zwischen dem statischen CV und 1 liegen.
Je kürzer die Regelzeiten sind, umso näher rückt das dynamische CV an das statische.


Abb.: Dynamisches CV

Obige Kurve zeigt diesen Verlauf sehr deutlich. Sie zeigt das CV in Abhängigkeit der Modulationsfrequenz für einen Sinuston.

Die Kurve beginnt bei einer Modulationsfrequenz von 0,5Hz (also sehr langsam) bei einem CV von 2, was exakt dem des statischen CV entspricht. Sie verläuft mit zunehmender Modulationsfrequenz gegen 1 und erreicht bei einer Modulationsfrequenz von ca. 20Hz den Wert 1. Das heißt, das dann die AGC nicht mehr auf die Änderungen des Eingangssignals reagiert und diese unverändert passieren lässt. Der für Sprache typische Bereich ist farblich hervorgehoben. In diesem Bereich bewegt sich das CV um 1,4 herum. Das entspricht der Wirkung der AGC für Sprache!

Diese Messung gibt Aufschluss über die Wirkungsweise des AGC Systems für einen amplitudenmodulierten Sinuston.


Es gibt aber auch die Möglichkeit die frequenzabhängige Wirkung des AGC Systems für eine bestimmte Modulationsfrequenz zu messen. Dazu wird das CHIRP Signal amplitudenmoduliert auf das Hörgerät geschickt.

Das Ergebnis ist dann die Kurve des CV für eine bestimmte Modulationsfrequenz bei einem bestimmten Eingangsschallpegel.

Abb.: Frequenzverlauf des CV

Diese Kurve gibt Ihnen einen Einblick in die Regelstrategie des Herstellers. Im obigen Fall regelt das Gerät im Bereich von 500 Hz bis 5000 Hz am stärksten, während im unteren Frequenzbereich kaum geregelt wird.


Der Ablauf:


Klicken Sie zunächst auf den Button  CV, sodass er wie in diesem Beispiel hellgrau erscheint. Die Messung des dynamischen CV ist nun eingeschaltet.

Die eigentliche Messung wird dann gestartet, indem sie Go betätigen.

Alternativ können Sie die Messung auch über Enter starten.

Ein weiteres Auswahlfenster erscheint:

Abb.: Dynamisches CV messen

Wenn Sie mit dem CHIRP messen, erhalten Sie wie oben ausgeführt eine Kurve des CV in Abhängigkeit der Frequenz. Wenn Sie mit Sinuston messen, erhalten Sie eine Kurve des dynamischen CV in Abhängigkeit der Modulationsfrequenz.

Wählen Sie einen Eingangspegel und eine Modulationsfrequenz. Wenn Sie mit Sinuston messen, ist die Modulationsfrequenz abgeschaltet. Wenn Sie messen möchten, wie das Gerät bei Sprache arbeitet ist eine Modulationsfrequenz von 5Hz ein guter Wert, weil dies der Modualtionsfrequenz von Sprache entspricht.

Wählen Sie einen Modulationshub. Zusammen mit der Modulationsfrequenz bestimmt dieser Wert die „Pegeländerungsgeschwindigkeit“. Sie sollten diesen Wert nicht zu groß wählen, da dann die Pegeländerungsgeschwindigkeit zu groß wird. Unsere empirischen Untersuchungen haben gezeigt, dass hier ein Wert um 10 dB gut geeignet ist.

Die Vorlaufzeit kann von Ihnen eingesetzt werden, wenn das Gerät lange Zeit benötigt, um auf das Schallereignis zu reagieren. Dies ist bei vielen Geräten der Fall. 15 bis 20 Sekunden Vorlaufzeit vor allem beim CHIRP sind sinnvoll.

Starten Sie nun die Messung mit Start.


Während die Messung läuft, können sie diese durch erneutes drücken des Go Buttons unterbrechen oder beenden.

Alternativ dazu können Sie die Messung auch mittels Esc abschalten.


Während die Messung mit dem CHIRP wenige Sekunden dauert, kann die Messung mit dem Sinuston bis zu mehreren Minuten dauern. Das hängt von der gewählten Einstellung im Setup ab.


Nachdem die Messung abgelaufen ist, erscheint diese zusätzlich am Bildschirm. Sie können die gemessenen Kurven ein- oder ausblenden, löschen oder mit einem Kommentar versehen. Näheres dazu finden Sie im Kapitel allgemeine Informationen zur Messboxmessung.