Wenn Sie ein Skalierungsneuling sind, dann sollten Sie zunächst folgende Kapitel lesen:
Skalierung lieber mit Hörgerät, oder ohne Hörgerät?
Ob sie mit oder ohne Hörgerät skalieren ist ein großer Unterschied. Die Skalierungstechnik und die Aufnahme der eigentlichen Skalierungsdaten ist zwar in beiden Fällen identisch, aber die nachgelagerte Weiterverarbeitung der Daten ist unterschiedlich!
Mit Hörgerät: |
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Ohne Hörgerät: |
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Die praktische Arbeit mit der Skalierung zeigt, dass die Skalierung mit Hörgerät in der täglichen Praxis das bevorzugte Verfahren ist, weil man damit schnell zu Zielwerten in der Messbox kommt und deshalb dem Kunden schnell eine verbesserte Einstellung liefern kann.
Gerade und vor allem, bei Kunden, die zufällig in Ihr Geschäft kommen und über eine unzulängliche Hörgeräteeinstellung klagen, können Sie mittels dieser Messung schnell helfen. Sie können auf die Ton- und Sprachaudiometrie verzichten. So erhalten Sie bei einem Zeitaufwand von 10-20 Minuten ein aussagekräftiges Bild der Einstellung des Hörgerätes. Und das erheblich schneller als es mit konventionellen Methoden möglich ist.
Vorbereitende Arbeiten:
Wenn Sie die Skalierung über den offenen Hörer machen möchten, sollte dieser in der abgebildeten Form aufgesetzt werden (die Lautsprecher aufgeklappt), denn nur so entspricht die Lautstärke den kalibrierten Werten.
Abb.: Lautheitsskalierung
Wenn Sie mit Hörgerät skalieren, sollten Sie die sprachsensitiven Parameter des Hörgerätes und das Richtmikrofon deaktivieren! Also das Hörgerät in die audiologische Einstellung bringen. Die Verstärkung, die klangliche Einstellung und vor allem die Parameter der AGC sollten erhalten bleiben!
Beginnen Sie mit der Einweisung, indem Sie dem Kunden erklären, was passiert. Sehr bewährt hat sich der Satz:
"Sie hören nun verschiedene Rauscharten. Bitte sagen Sie mir, wie laut Sie das Rauschen hören. Damit Sie sich besser orientieren können geben ich Ihnen diese Lautstäkeskala mit Hilfe derer Sie die Lautstärken benennen können."
Abb.: Skalierung mit Hörgerät linke Seite.
Wählen Sie in der Software die Einstellung AHA, Start, die Seite die Sie messen möchten (hier links) und ob Sie mit oder ohne Hörgeräte skalieren möchten (hier mit Hörgerät).
Phase 1: Orientierung:
Es ist sehr wichtig, dass der Kunde mit den Geräuschen und mit der eingentlichen Technik des Skalierens vertraut gemacht wird. Dazu dient die Orientierung. Sie soll das Skalieren selbst üben, aber und vor allem dem Kunden leise mittlere und laute Signale in verschiedenen Tonhöhen anbieten, damit der Kunde einen Eindruck von der Lautheitsskala bekommt.
Wenn Sie noch unerfahren in Skalierung sind:
Starten Sie den Orientierungslauf.
Es beginnt eine Messung, allerdings werden die gewonnenen Ergbnisse nicht abgespeichert. |
Der Übungslauf bietet solange verschiedene Pegel unf Frequenzen an, bis die Messreihe beendet ist. Je nach Einstellugn im Setup sind dies einige wenige bis zu mehreren Dutzend Werte. Wenn Sie das Gefühl haben, der Kunde hat verstanden worum es geht und Sie haben erkannt, dass die Zuordnung auf der Skala sicher und spontan erfolgen und wenn alle Pegel von sehr leise bis sehr laut mindestens einmal abgegeben wurden, dann können Sie die Orientierungsphase abbrechen und mit der eigentlichen Messung beginnen.
Wenn Sie erfahrung und Routine haben:
Klicken Sie in dem Hörfeld, das Sie messen mochten auf den Pegel, den Sie nun abspielen möchten. Im nebenstehenden Beispiel ist dies 4000Hz und 55dB. Dieser Wert wird nun angeboten. Verfahren Sie zum Skalieren wie üblich (Beschreibung des Ablaufs weiter unten), speichern Sie den Wert aber nicht ab (beenden mit "abbruch"). Bieten Sie nun möglichst unterschiedliche Pegle und Frequenzen bunt gemischt an. Immer unter der Maßgabe, dass der Wert, den Sie wählen dem, der vorher gewesen ist, möglichst unähnlich sein soll. Soll heißen: Springen Sie wild in den Frequenzen und Pegeln hin- und her. Wenn Sie merken, dass der Kunden den Ablauf verstanden hat und Sie von sehr leise bis sehr laut alle Pegel angeboten haben, dan können Sie mit der eigentlichen Skalierung beginnen. |
Phase 2 die Messung:
Wenn Sie noch unerfahren in Skalierung sind:
Beginnen Sie die eigentliche Skalierungsmessung, indem Sie
den Button Messreihe anbieten wählen. |
Der eigenltiche Ablauf ist weiter unten beschrieben.
Wenn Sie Erfahrung und Routine haben:
Klicken Sie in die Hörfelder, auf die Pegelwerte, die Sie skalieren möchten. Bieten Sie nun möglichst unterschiedliche Pegel und Frequenzen bunt gemischt an. Immer unter der Maßgabe, dass der Wert, den Sie wählen dem, der vorher gewesen ist möglichst unähnlich sein soll. Soll heißen: Springen Sie wild in den Frequenzen und Pegeln hin- und her. |
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Die Software errechnet nach der Maßgabe der möglichst großen Unähnlichkeit einen Vorschlag, den Sie mit dem Button "Vorschlag anbieten" jederzeit abrufen können. |
Die Skalierungsbedienung:
Sobald ein Signal abgegeben wird erscheint ein zusätzlicher Dialog, der Sie zur Eingabe der Ergebnisse auffordert.
Dieser Dialog erscheint, wenn Sie durch direktes anklicken ein Signal auslösen, |
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Dieser Dialog erscheint, wenn Sie sich in der Messreihe befinden. |
Die Bedieungun ist in beiden Fällen identisch Der Dialog, der Messreihe besitzt einen weiteren Button ganz unten: "Übung / Messreihe Abbrechen". Dieser Button dient dazu die Messreihe / Übung anzubrechen. Ansonsten ist die Bedienung identisch.
Solange das Signal an ist, erscheint ein grüner Punkt der signalisiert, dass das Signal zur Zeit abgegeben wird. |
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Erlischt dieser Punkt fordern Sie den Kunden zur Angabe einer Einordnung auf: "Bitte sagen Sie mir wie laut das Singal war". Wählen Sie gemäß der Beschriftung auf der Skala, die dem Kunden vorliegt, eine der nebenstehenden Kategorieen und klicken Sie dann erneut auf Messen. Erklären Sie ggf. dem Kunden, dass nun das gleiche Signal nochmal zu hören sein wird und dass er nun eine Zahl auf der Zahlenskala angeben möge. |
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Nun, nachdem der Kunde das Signal ein 2.Mal gehört hat soll er eine Zahl angeben, die Sie nun ebenfalls anklicken. Obwohl ACAM auch 1-stufig skalieren kann, empfehlen wir dringend diese 2-stufige Methode. Es hat sich gezeigt, dass dieses Verfahren erheblich genauer und für den Kunden viel leichter ist. Es ist auch möglich das Signal mehr als 2-mal abzugeben. Fragen Sie den Kunden einfach:"Soll ich es Ihnen nochmals anbieten ?". Dazu klicken Sie den Button "Messen" erneut an. Stellen Sie während der Messung fest, dass Ihr Kunde abschweift, also die Konzentration nachlässt, können Sie den Messwert durch Drücken des Buttons Abbrechen jederzeit abbrechen. Nach einer kleinen Pause können Sie dann an beliebiger Stelle fortfahren. |
Die Eingabe kann alternativ auch über einen Touch Screen vom Kunden selbst gemacht werden. Näheres zu dieser Möglichkeit lesen Sie im Kapitel Skalierung - Bedienung.
Wiederholen Sie den oben beschriebenen Ablauf solange, bis so viele Messpunkte in den Hörfeldern vorhanden sind, dass ACAM daraus eine Funktion bilden kann. |
Die Aufahme der Skalierung ist nun beendet.
Verwertung der Ergebnisse bei der Messung ohne Hörgerät:
Nach erfolgter Skalierung sind die Daten sofort weiterverwendbar.
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Wenn Sie in den Zielwertemodus in der AHA umschalten, können Sie die Zielkurven unmittelbar nach der Messung sehen |
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Um die Kurven auch in der Messbox oder Insitu zu sehen, müssen Sie im Speicherdialog die nebenstehenden Einstellungen vornehmen: 1.) AHA Zielkonstruktionen anzeigen 2.) Kurven ohne Gerät anzeigen und zusätzlich gegebenenfalls bestimmte Frequenzkurven für die verschiedenen Eingangspegel, sowie LE-LA Kurven für die verschiedenen Frequenzen ein bzw. ausblenden. |
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Sodann sehen Sie die Zielwerte für die INSITU Messung. Stellen Sie nun die Insertion Gain (REIR) bei den verschiedenen Eingangspegeln auf die Zielwerte ein. Im Beispiel links für die Eingangspegel 50,65 und 80 dB. |
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Durch Umrechnung der Insitu Gain in eine Kupplerkurve kann die Zielkurve für die Messbox siumliert werden. |
Verwertung der Ergebnisse bei der Messung mit Hörgerät:
Unmittelbar nach der Skalierung ist ein weiterer Arbeitsschritt erforderlich, nämlich das Messen des / der Hörgeräte an der Messbox.
Durch diesen zusätzlichen Schritt können ebenfalls Zielkurven gebildet werden. Es wird die Verstärkung des Hörgerätes an der Messbox ermittelt (in dem Zustand in dem sich das Gerät während der Messung befand) und zu diesen Messwerten werden die Differenzen (Abweichungen zur Bezugs- oder Normalkurve) hinzugerechnet. Als Ergebnis erhalten Sie so die Zielwerte, die es mit den Hörgeräten zu erreichen gilt.
Zielwerte der Skalierung mit Hörgerät in der Zielwertedarstellung der AHA. |
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Um die Kurven auch in der Messbox oder Insitu zu sehen, müssen Sie im Speicherdialog die nebenstehenden Einstellungen vornehmen: 1.) AHA Zielkonstruktionen anzeigen 2.) Kurven mit Gerät anzeigen und zusätzlich gegebenenfalls bestimmte Frequenzkurven für die verschiedenen Eingangspegel, sowie LE-LA Kurven für die verschiedenen Frequenzen ein bz. ausblenden. |
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Nun können Sie an der Messbox die Parameter des Hörgerätes so ändern, dass es den Zielwerten entspricht. Im nebenstehenden Beispiel sehen Sie die Zielwerte aus der AHA mit Hörgerät für 50, 65 und 80 dB und die Kurven des Hörgewätes bevor Veränderungen an der Einstellung vorgenommen wurden, ebenfalls bei den Eingangspegel 50,65 und 80 dB gemessen. Die Defizite, die das Gerät aufweist, zeigen sich klar. Bei leisen Pegeln ist die Verstärkung viel zu gering mit zunehmendem Pegel wird der Abstand zum Zielwert kleiner. An dem Gerät muss deutlich mehr Verstärkung eingestellt werden und es muss die AGC erhöht werden, da die Verstärkung zu höheren Pegeln hin abnehmen muss. |
Sehe auch: Skalierung / Bedienung